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Alltagsmomente der Sprachförderung

Aktuelle Folge:
Schnuller - Ja oder Nein?

Schnuller - Ja oder Nein?

Sonja Niklesz
von Sonja Niklesz

In dieser Folge widme ich mich dem umstrittenen Thema des Schnullers. Als Sprachtherapeutin, Diplom-Pädagogin und Mama betrachte ich die vielschichtigen Aspekte dieser Entscheidung und wie sie die Sprachentwicklung von Kindern beeinflussen kann. Wir erkunden die verschiedenen Gründe, warum Eltern sich für oder gegen einen Schnuller entscheiden, und betrachten die unterschiedlichen Schnullerformen und mögliche Auswirkungen auf die Sprachentwicklung. Ich gebe Tipps für den Umgang mit dem Schnuller, sowie Wege, ihn sanft abzugewöhnen. Diese Folge bietet eine einfühlsame Betrachtung des Themas, um Eltern zu unterstützen, informierte Entscheidungen zu treffen und eine gesunde Sprachentwicklung ihrer Kinder zu fördern. Ich habe die Folge bewusst so gestaltet, dass es nicht mehr als 10 Minuten Hörzeit sind, damit du sie einfach jederzeit - auch zwischendurch - hören kannst.


Kleinkind mit Schnuller im Mund sitz auf einer Bank im Freien

Wer lieber liest 😁👇🏼 hier der Text zum Podcast:

Was viele Eltern beschäftigt und oft zu Diskussionen führt:

der Schnuller. 

Doch anstatt in Schwarz-Weiß-Kategorien zu denken, möchte ich mit euch gemeinsam die vielschichtigen Aspekte dieses Themas erkunden. 

Und ich möchte dieses Thema für unterschiedliche Altersgruppen beleuchten. Kleine Babys, Kleinkinder und sogar Vorschulkinder. 

Tatsächlich finde ich es schade, dass dieses Thema teilweise zu Streitigkeiten führt, 

denn letztlich gibt es nicht DIE EINE richtige oder falsche Antwort hierzu

Vielmehr kommt es auf dich als Mama oder Papa und auf dein Baby oder Kind an. 

Es gibt so viele Variablen, die die Entscheidung für oder gegen einen Schnuller beeinflussen! Und es gibt dann genauso viele Variablen, die für oder gegen bestimmte Sorten bzw. Formen des Schnullers sprechen. 

Wenn du eine Mama bist, sie ihr Baby stillt, möchtest du vielleicht eine Möglichkeit schaffen, dein Kind auch unabhängig von deiner Brust über das Saugbedürfnis des Kindes beruhigen zu können. Denn genau das tut der Schnuller. Er ist ein Beruhigungssauger. Es kann also sein, dass du deinem Kind einen Schnuller anbietest, damit es darüber ein Bedürfnis stillen kann. Das Saugbedürfnis. Denn das hat jedes Baby. 

Übrigens, auch ältere Kinder haben teilweise bis zum Grundschulalter immer mal wieder ein Saugbedürfnis. Dazu gibt es am Ende dann noch einmal mehr Informationen. 

Manche Babys finden auch sehr schnell ihren eigenen Daumen, 

um daran zu lutschen. Wenn dein Baby sich von alleine das Daumenlutschen angewöhnt, kann es mit der Abgewöhnung später möglicherweise schwieriger werden, als mit dem Schnuller. Denn der Schnuller ist irgendwann weg - der Daumen nie. 

Bieten Eltern ihrem Baby einen Schnuller als Beruhigungssauger an, kommt es manchmal dazu, dass dieser vom Kind direkt wieder ausgespuckt wird. Manche Kinder brauchen mehrere Tage, um sich an einen Schnuller zu gewöhnen. Ja, du gewöhnst deinem Kind also den Schnuller bewusst an. Deshalb ist es auch so wichtig, dass du dich damit auseinandergesetzt hast und bewusst dafür entschieden hast. Natürlich gibt es auch Kinder, die einen Schnuller sofort annehmen. 

Spuckt dein Kind den Schnuller in den ersten Tagen aber immer wieder aus, kannst du ihn immer mal wieder behutsam anbieten. Behutsam heißt hier auch, dass du beobachtest, wie dein Kind auf den Schnuller reagiert. Beginnt es z.b. stark zu würgen, lässt du den Schnuller weg oder findest eine andere Schnullerform für dein Kind. Respektiere seine Bedürfnisse

Achte also darauf, ob dein Kind sich entspannt zeigt, wenn du den Schnuller immer mal wieder in seinen Mund gibst

Wie schnell oder gut ein Schnuller angenommen oder abgelehnt wird, hängt auch von der Schnullerform ab. Und hier treffen wir nun auf das nächste Streitthema. 

Rund versus flach, Kirschenorm versus kiefergerechter Form und so weiter.

Bei der runden- oder auch Kirschenorm, wird oft betont, es käme zu weniger Saugverwirrungen. Er wird außerdem oft als natürliche Form benannt. Wenn wir uns jedoch bewusst machen, dass das Kind beim Stillen gar nicht nur vorne auf der runden Brustwarze saugt, sondern bestmöglich viel mehr Brust im Mund hat - alle stillenden Frauen können hier bestätigen, wie schmerzhaft es sein kann, wenn das Kind nur vorne an der Brustwarze saugt (!!) - wird schnell deutlich, dass von einer natürlichen Form eher weniger gesprochen werden kann. 

Die flachen Schnuller werden auch kiefergerechte Schnuller genannt. Sie verformen die Zähne und den Kiefer am wenigsten. Ganz allgemein rate ich daher eher zu den kiefergerechten Formen. Je schmaler dabei der Schaft ist - also der schmale Teil direkt hinter dem Schild, desto besser! Insgesamt sind die kiefergerechten Schnuller in den letzten Jahren immer flacher geworden. 

Doch genauso, wie bei der Frage, ob überhaupt ein Schnuller - oder nicht, 

ist auch die Wahl der Form nicht für alle Kinder gleich zu beantworten: 

Hat dein Kind z.b. einen sehr hohen Gaumen, solltest du unbedingt einen flachen Schnuller wählen. Ein runder Schnuller würde sich wirklich schön dieser hohen Rundung des hohen Gaumens anpassen - dein Kind würde das wahrscheinlich sogar sehr gut finden - jedoch sollte der Gaumen unbedingt die Möglichkeit bekommen, sich abzuflachen. Und dabei könnte ein flacher Schnuller sogar helfen. Es könnte in diesen Fällen also sogar medizinisch-therapeutisch sinnhaft sein, einen Schnuller anzugewöhnen - unabhängig vom Saugbedürfnis. Ein zu hoher Gaumen könnte nämlich u.a. zu Aussprachestörungen führen. Es gibt bestimmte Laute, für die es wichtig ist, dass die Zunge oben den Gaumen berühren kann. Und wenn der Gaumen so hoch ist, dass das für die Zunge schwierig wird - manchmal kombiniert mit einem kurzen Zungenbändchen - dann haben wir eine Schwierigkeit in Bezug auf die Aussprache, die auch sprachtherapeutisch so nicht einfach zu lösen ist. Weil es um anatomische Voraussetzungen geht! Ich werde auf jeden Fall auch noch einmal eine Folge zum kurzen Zungenbändchen machen!

Du merkst, es gibt hier tatsächlich nicht nur Schwarz und Weiß. 

Folgendes ist aus sprachtherapeutischer Sicht natürlich unglaublich wichtig: 

Lass dein Kind möglichst nicht mit dem Schnuller im Mund sprechen. 

Meine Empfehlung ist, dass ihr als Eltern von Anfang an eine klare Regel für den Schnuller entwickelt. Es gibt ihn z.b. nur zum Schlafen. Wenn das Kind gerade nicht schläft oder ausruht, könnte der Schnuller an einen bestimmten Platz gelegt werden. Eine kleine Schachtel, ein Glas o.ä.. Wenn dein Baby erst ein paar Monate alt ist, scheint dies möglicherweise noch nicht so relevant zu sein. Beginne jedoch unbedingt schon so früh wie möglich mit diesem Ritual. Erstens wirst du selber dich dann eher immer daran halten und zweitens wird es für dein Kind absolut normal werden - sozusagen zum Schnuller dazu gehören. Fängst du erst später mit diesem Ritual an, kann es sehr schwer sein, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. 

Natürlich gibt es auch hier wieder mehr als nur Schwarz und Weiß. Ist dein Kind z.b. krank, kann es sein, dass der Schnuller mehr gebraucht wird, als nur zum Schlafen. Kommuniziere dies dann ruhig. Du könntest so etwas sagen wie, "mmm, heute gibt es Schnuller-Ausnahmen" oder "heute ist mal ein Schnuller-Tag, das gibt es ja sonst nicht".

Und dann kommt er zwangsläufig - der Moment den Schnuller wieder loszuwerden!

Der Abschied vom Schnuller ist für viele Familien eine große Herausforderung. Es gibt zahlreiche kreative Möglichkeiten, diesen Übergang zu gestalten, von der Schnullerfee bis hin zu symbolischen Abschiedsritualen. 

Hier könnt ihr euch als Familie völlig ausleben. Schnuller an einem Luftballon davon fliegen lassen, Schnuller zur Mülldeponie fahren, Schnuller an ein kleineres Baby weitergeben ... was könnte zu deinem Kind passen? 

Es kann dann Zeitpunkte geben, zu denen dein Kind den Schnuller sehr gut und geradezu leicht abgeben kann. Und dann kann es Phasen geben, wo der Schnuller vielleicht ganz ganz wichtig ist. Beobachte dein Kind da gut. Achte auf die Phasen, die dein Kind natürlicherweise sowieso durchlebt. Macht es gerade einen Entwicklungsschritt, klammert es gerade viel, startet ihr mit der Eingewöhnung in der Krippe oder Kita oder bleibt nun erstmals der Mittagsschlaf weg... In all diesen Situationen warte lieber noch etwas mit der Schnuller-Entwöhnung. Es kommt hier wirklich nicht auf Tage an. 

Die folgende kleine Anekdote verdeutlicht dies: 

Ein zweieinhalbjähriges Kind bastelte einen Brief für die Schnullerfee und ließ diesen 4 ganze Monate im Regal liegen. Erst nach diesen 4 Monaten nahm das Kind den Brief am Abend mit ins Schlafzimmer und sagte: "Heute Nacht kann die Schnullerfee kommen!" Und du ahnst es schon - das Kind trauerte seinem Schnuller von da an keinen Tag hinterher. Weil es selbst soweit war! Natürlich kannst du nur in einem gewissen Rahmen darauf warten, dass dein Kind selbst soweit ist, den Schnuller abzugeben. Denn stellen wir uns ein Kind vor, dass erst mit 5 oder 6 Jahren an diesem Schritt angekommen ist, solltest du unbedingt früher selbst intervenieren.

Wenn dein Kind dann das erste Mal ohne Schnuller einschlafen soll, ist der beste Abend natürlich einer, an dem dein Kind so richtig schön müde und entspannt ist.

entspannt und gut schlafendes Kind ohne Schnuller in einem weichen Bett

Ja, und nun komme ich noch einmal darauf zurück, dass auch ältere Kinder, die vielleicht schon mehrere Jahre keinen Schnuller mehr haben oder nie einen hatten, ein Saugbedürfnis oder anderes orales Bedürfnis verspüren können. 

Wann immer du bemerkst, dass dein Kind, sei es 3, 4, 5 oder 6 Jahre alt, wieder vermehrt Dinge in den Mund nimmt, am Ärmel nuckelt, vielleicht auch auf den Fingernägeln kaut, biete ihm etwas Geeignetes an. 

Denn das Bedürfnis zu ignorieren kann eher dazu führen, dass sich eine unerwünschte Gewohnheit manifestiert! 

Du könntest vermehrt Angebote für die Hände, die Füße und den Mund machen. Diese drei Körperregionen hängen sehr eng miteinander zusammen. Fuß- und Handmassagen, beim Eincremen etwas mehr im Gesicht massieren, als sonst, beim Wachsen die Hände und Füße etwas mehr stimulieren, als sonst. Lass' dein Kind rohe Karottenstücke kauen und macht Mundmotorikspiele

Wenn du hierzu noch mehr Tipps brauchst, hol dir sehr gerne meinen Mundmotorik-Guide für 0€. Darin findest du unglaublich viele Ideen für die Mundmotorik & Mundraumwahrnehmung.. Alles immer ganz entspannt in den Alltag integriert - damit ihr eure Alltagsmomente der Sprachförderung genießen könnt. Bis zum nächsten mal. Ich hoffe es hat euch gefallen und inspiriert.

Kontakt
Sonja Niklesz
Sonja Niklesz
Sprachtherapeutin, Diplom-Pädagogin, Mama & Gründerin von sprachify.de

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